NACHHALTIGKEIT

Unsere umweltbewusste Philosophie und unsere Strategien zum Schutze der Umwelt

Der Schutz von Umwelt und Artenvielfalt ist ein offizieller Bestandteil der italienischen Verfassung. Am vergangenen 8. Februar verabschiedete die italienische Abgeordnetenkammer definitiv einen Gesetzesentwurf, der zwei Artikel, 9 und 41, der Verfassung abändert, um auch im Interesse der zukünftigen Generationen, die Umwelt, die Artenvielfalt, die Tiere und die Ökosysteme zu schützen. Art. 41 besagt nun: „Die Privatinitiative in der Wirtschaft ist frei. Sie darf sich aber nicht im Gegensatz zum Nutzen der Gesellschaft oder in einer Weise, die die Sicherheit, Freiheit, menschliche Würde, Gesundheit und Umwelt beeinträchtigt, betätigen. Das Gesetz legt die Wirtschaftsprogramme und geeignete Kontrollen fest, damit die öffentliche und private Wirtschaftstätigkeit nach dem Allgemeinwohl und der Nachhaltigkeit ausgerichtet und abgestimmt werden kann.

Wie beurteilen Sie als Unternehmer einer Gruppe, die ihre Tätigkeit in enger Verbindung zur Umwelt ausübt, diese epochale Entscheidung?

Die Entscheidung, Umweltbewusstsein und Umweltschutz in die Verfassung aufzunehmen, stellt wirklich eine epochale Wende dar, die zugleich auch notwendig war, um ein neues Bewusstsein zu schaffen. Umweltschutz ist auch im Yachthafensektor ein grundlegendes Thema. Ein Hafen wirkt sich unweigerlich bedeutend auf die Küstenlandschaft aus, daher ist es sowohl während des Baus als auch bei der Verwaltung von wesentlicher Bedeutung, eine Balance zwischen Infrastrukturen und Umwelt herzustellen und zu erhalten. Ein Yachthafen kann sich in ein regelrechtes Ökomonster verwandeln oder, im Gegenteil, eine Einrichtung sein, die imstande ist, sich harmonisch in die Küstenlandschaft einzugliedern, an der sie gebaut wurde. Es ist also ein ganz besonderes Augenmerk auf die Umwelt geboten. Konkret erfolgt dies in drei Schlüsselpassagen, nämlich durch eine nachhaltige Planung, eine nachhaltige Durchführung und eine nachhaltige Verwaltung. Drei komplementäre Phasen, die nach den neuen Grundsätzen der Verfassung durchgeführt werden müssen. Leider haben wir in den letzten Jahren nicht nur in Italien gesehen, wie eine schlechte Planung, eine schlechte Durchführung und, noch schlimmer, eine schlechte Verwaltung buchstäblich zu einer Zerstörung der Küstenlandschaft und zur Verunreinigung einiger Küstenabschnitte geführt haben, was schwer wieder rückgängig zu machende Schäden verursacht hat. Was das alles noch schlimmer macht, ist, dass diese Gegenden, nachdem sie zerstört und verunreinigt wurden, dann völlig aufgegeben wurden. Angetrieben von unserem seit jeher fest verwurzeltem Umweltbewusstsein, das wir zuerst als Ingenieursfirma und nun mit unseren Yachthäfen hegen, haben wir nunmehr seit Jahren begriffen, dass es, wenn wir unseren Küsten neue Traumata ersparen möchten, am besten ist, bereits bestehende, aber nicht in Harmonie mit der Umwelt und dem jeweiligen Ökosystem stehende Häfen wieder herzustellen. Wir fokussieren uns auf diese schlecht oder überhaupt nicht verwalteten Einrichtungen, um sie wieder zu einem kommerziellem Betrieb zu machen. Dabei legen wir doch ein besonderes Augenmerk auf ihre Umweltauswirkungen und wenden unsere bewährte Philosophie an, die auf einen multidisziplinären Ansatz setzt und ein vereintes Vorgehen von Ingenieuren, Meeresbiologen, Architekten und aller weiterer Wissenschaftler und Techniker, die für den Erhalt und die Wiederherstellung des Umweltgleichgewichts notwendig sind, vorsieht.

Ein Hafen ist doch immer eine Anthropisierung, eine Art „Fremdkörper“: wie kann man da die Auswirkungen der menschlichen Tätigkeiten auf die Umwelt mildern?

Ein Hafen ist sicher immer ein Eingriff in ein natürliches Gleichgewicht. Dank unseres eben genannten multidisziplinären Ansatzes ist es jedoch möglich, die Infrastrukturen mit der Landschaft zu harmonisieren, indem sie auf rücksichtsvollere Art und Weise darin eingefügt werden. Damit wird dann sozusagen ein neues Gleichgewicht geschaffen, das die Natur selbst wiederherstellt. Um dies alles zu erzielen, müssen jedoch die geeigneten Bedingungen geschaffen werden. Dabei ist besonders zu beachten, dass die Auswirkungen auf die Umwelt so milde wie möglich sind und dass sie keine irreversiblen Schäden verursachen. Dieses Ziel erfordert also Feingefühl, Kompetenz, Technik und wissenschaftliche Kenntnisse. Auch wenn ich selbst Ingenieur bin, muss ich sagen, dass Häfen im Allgemeinen und Yachthäfen im Besonderen, die ausschließlich von einem Ingenieur entwickelt und gebaut werden, zu echten Umwelttragödien werden können. Dafür gibt es in Italien leider etliche Beweise. Den Bau eines Hafens ausschließlich von einem technischen Standpunkt aus zu betrachten, führt mit Sicherheit zu einem Desaster, deshalb bestehe ich auf der Notwendigkeit eines multidisziplinären Ansatzes, der auf allen Ebenen verschiedene, einander ergänzende Kompetenzen miteinbezieht. Es handelt sich um einen regelrecht philosophischen Ansatz, den wir als Gruppe nunmehr seit Jahren anwenden.

Welche Aktionen und Eingriffe treiben Sie als Marinedi Group in Sachen Umweltschutz konkret voran?

Unsere Yachthäfen sind regelrechte Inkubatoren, in denen ständig mit neuen Vorkehrungen und fortschrittlichsten Vorrichtungen experimentiert wird, welche – da sie sich den besonderen Eigenschaften des jeweiligen Hafens anpassen – Hilfsmittel zur Bekämpfung der Meeres- und Umweltverschmutzung darstellen können. In vielen Yachthäfen haben wir seit längerem Seabins aufgestellt, schwimmende Müllsauger, die Mikrokunststoffe und andere Abfallstoffe einfangen. In anderen Yachthäfen experimentieren wir mit Vorrichtungen der neuesten Generation. In Villasimius testen wir zum Beispiel eine Drohne, die sich auf der Wasseroberfläche bewegt und schwimmende Abfälle und Abfallstoffe ansaugt, und eine Unterwasser-Drohne, die imstande ist, Abfälle auf dem Meeresgrund zu identifizieren und aufzusaugen, sowie einen Transcollector, der auf festen oder beweglichen Stegen positioniert werden kann und über eine größere Kapazität von bis zu 100 kg verfügt.  Ein besonderes Augenmerk schenken wir auch dem Ablassen von Kohlenwasserstoffen, sowohl in der Nähe von Bootstankstellen als auch überall dort, wo das Tanken per Kanister vorgenommen wird. Die Umweltverschmutzung durch Kohlenwasserstoffe ist eine der größten Gefahren, die das Vorhandensein eines Yachthafens verursachen kann. Ein Thema für sich ist unsere Zusammenarbeit mit Marken wie Nagua, einem auf Reinigungs- und Pflegeprodukte für Boote und Bootsfahrer spezialisierten Unternehmen, die aus biologisch abbaubaren Rohstoffen hergestellt werden. Diese Produkte unterstützen und promoten wir sehr. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sich in den Häfen oft auch Werften befinden, in denen zur Wartung und Instandhaltung der Boote und Schiffe häufig umweltschädliche Stoffe verwendet werden. In unserem Netzwerk fördern wir die Verwendung von Lacken und Bewuchsschutzsystemen, die möglichst geringe Auswirkungen auf das Meeres-Ökosystem haben. Die in den Bewuchsschutzlacken enthaltenen Biozide sind nämlich Gifte, die ins Meer gelangen. Wir fördern die Verwendung von Produkten, die diese Biozide auf ein Minimum reduzieren oder, noch besser, mechanische Systeme benutzen, wie etwa die besonderen Folien, die den Anwuchs von Meerespflanzen verhindern und keine verunreinigenden oder giftigen Stoffe enthalten.
In einem gewissen Sinn stellen wir durch unsere Tätigkeit und unsere Arbeitsphilosophie auch einen Ansporn zur Entwicklung neuer Technologien dar, welche imstande sein könnten, die Meereswirtschaft grundlegend zu verändern.

Sie sind also der Meinung, dass Ihre umweltbewusste Philosophie eine sozusagen pädagogische oder bewusstseinsbildende Wirkung auf die Sport- und Freizeitsegler haben könnte, die Ihre Yachthäfen wählen?

Sicher: Unser besonderes Augenmerk, das wir auf einige Verfahren richten – ich denke dabei etwa an die getrennte Müllsammlung, die wir unterstützen, indem wir in unseren Häfen Recyclinghöfe zur Verfügung stellen, oder an die Verwendung, wenn irgend möglich, von erneuerbarer und sauberer Energie, wie etwa Solarzellenanlagen für unsere Büros oder Serviceleistungen sowie die elektrischen Fahrzeuge, die unser Personal in den Yachthäfen verwendet – das wird von unseren Kunden bemerkt und häufig geschätzt. Eine wirkliche pädagogische Tätigkeit üben wir hingegen kontinuierlich in Zusammenarbeit mit verschiedenen Schulen aus. Viele unserer Yachthäfen werden regelmäßig von Schulklassen besucht. Bei diesen Anlässen erklären wir Kindern und Jugendlichen, wie ein Freizeithafen funktioniert und dass uns ein umweltfreundlicher Betrieb desselben sehr am Herzen liegt. Im Gespräch mit kleineren Kindern heben wir besonders die Notwendigkeit hervor, unsere Gewässer zu erhalten und die Umwelt zu schützen, weil wir es für wichtig halten, sie von klein auf mit diesen Themen vertraut zu machen. Andererseits muss ich sagen, dass Kinder wie Jugendliche heute sehr an diesen Themen interessiert sind, viel mehr, als wir es vor dreißig oder vierzig Jahren waren. Sie haben einen ausgeprägten Sinn für Umweltschutz und Nachhaltigkeit und fühlen, dass es notwendig ist, genau zu wissen wie und wann die Umwelt geschützt wird.

Welche Ziele verfolgen Sie mittel- und langfristig, was eben Umweltschutz und Nachhaltigkeit angeht?

Unser Ziel ist, alle Yachthäfen der Gruppe mit Vorkehrungen und Vorrichtungen auszustatten, die die Umwelt und die Nachhaltigkeit unterstützen. Dank unserer Inspektionen und Prüfungen sind wir nun dabei, „maßgeschneiderte Programme“ für jeden Yachthafen zu definieren. Diese sehen auch die Installation von Ladesäulen für elektrisch betriebene Boote (die sind heute zwar noch sehr wenige, werden aber, Sie werden es schon sehen, in den nächsten 10 Jahren immer zahlreicher werden) sowie für elektrisch betriebene Autos, Motorräder und Fahrräder vor. Unser Traum hingegen wäre es, dieses Umweltbewusstsein auch in andere Länder zu exportieren, wo wir expandieren und wo wir leider ein geringeres Interesse an Nachhaltigkeit antreffen, ich denke da etwa an Nordafrika und das östliche Mittelmeer. Wir möchten dort durch unsere Yachthäfen die Rolle von Umweltbotschaftern übernehmen, mit dem Ziel, auch in diesen Ländern ein immer größeres Umweltbewusstsein zu verbreiten.